“4 Tage Urlaub am Meer” oder auch “… von Bettwanzen, gesperrten Konten, streunenden Hunden und Tollwut”

Schönes Bild, nicht wahr? Aber so, wie meine Zeit hier, stellt man sich erholsame Tage am Meer nicht vor. Ja, es läuft noch immer nicht “rund”.

Auf der Busfahrt von Phnom Phen nach Sihanoukville (4 1/2 Stunden) habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass mich Nachts Bettwanzen überfallen haben. Man spürt die Stiche nicht und wenn sie nicht gleich genug Blut finden wandern sie ein kleines Stückchen weiter und probieren es erneut. So entstehen kleine “Stich-Straßen”. Ich bin übersät davon 🙁
Die Stiche jucken entsetzlich! Nachdem all meine Salben nicht halfen, hab’ ich mir eine Cortison-Salbe gekauft.
Dem Hostel habe ich 2 Mails geschickt und nachdem sie nicht reagiert haben, hab ich eine dementsprechende Bewertung abgegeben um andere Reisende zu warnen.
Es sind aber nicht nur die Stiche, es ist auch schon allein die Vorstellung ….
Und natürlich die Angst, die Vieher im Gepäck zu haben!
Ich habe alles in große Plastiksäcke gepackt und einen Tag in der prallen Sonne “schmoren” lassen. Bei 49 Grad segnen sie das Zeitliche 😉

Und als wären die Stiche noch nicht genug, reagiere ich zudem auch noch allergisch. Ich habe die gleichen Symtome wie bei einem Heuschnupfen: Schnupfen, Dauerniesen und Augen-tränen. Das Antihistamin, dass ich nun seit 3 Tagen (ich dachte erst, ich hätte eine einfache Erkältung) nehme, schlägt leider noch nicht an.

In Phnom Phen habe ich Lisa (aus Kanada) kennen gelernt. Genauso alt wie ich und wir haben sehr sehr viele Gemeinsamkeiten. Wir haben stundenlang gequatscht 🙂 Sie hat ihre Reisepläne geändert und ich habe sie in Sihanoukville (für einen Tag) wiedergetroffen.

Als ich dort ankam brachte mich ein Tuk-Tuk fahrer zum “Malibu”. Ich stand in dieser Gasse mit den zwei Pissoirs an der Mauer und dachte: “Oh Shit! was hab ich denn da gebucht?” Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich erfuhr, dass ich im Malibu Hotel und nicht bei den Malibu Bungalows abgesetzt wurde.
Ich war erleichtert als ich meinen schönen kleinen Bungalow am Hang mit Aussicht aufs Meer bezog 😉

Abends saß ich zum Sonnenuntergang und Abendessen, gemütlich am Strand. So, jetzt nix tun und genießen!
Eine Mini-Fischgräte hat sich dann so blöd zwischen einen Zahn und Zahnfleisch geschoben, dass ich 2 Tage später zum Zahnarzt musste.

Die ersten Nächte waren echt Mist, überall juckte es, kratzen machte es schlimmer und auch mein “heißer-Löffeltrick” half nichts. Ständiges niesen, schnupfen und morgens wachte ich echt gerädert auf.
Dass der Juckreiz nachgelassen hat, ist eine große Erleichterung, ich habe nachgelesen, dass es bis 14 Tage dauern kann.

Am letzten Tag traf ich Lisa im DAO, dem veganen Restaurant in das ich vor 2 Jahren schon so gerne gegangen bin. Das Essen ist wirklich super und sooo schön! Da ist das Auge wirklich mit.
Leider habe ich vergessen meine Hauptspeise zu fotografieren.

Nachmittags machte ich mich auf meinen Rückweg zum Malibu (etwa 10 min – über eine kleine, wenig “besiedelte” Anhöhe). Hinter einem hohen Zaun, sah ich mehrere große Hunde, die augenblicklich anfingen zu bellen als sie mich sahen. Ich bin ziemlich erschrocken, wägte mich aber wegen des Zauns erstmal in Sicherheit. haha. Da war aber kein Tor! Ich saß aus dem Augenwinkel, das einer der Hunde am Zaun entlang preschte und Sekunden später war er hinter mir. Er kläffte und knurrte böse und ich war sicher er würde sich gleich auf mich stürzen. Leise sprach ich mir Mut zu: Ganz ruhig bleiben, einfach weitergehen!
Das einzige was ich in der Hand hatte war eine kleine Plastik-Wasserflasche. Mit ganz langsamen Bewegungen, holte ich meinen Zimmerschlüssel aus meiner Tasche und stecke ihn mir zwischen die Finger. Einen Stein! “Du brauchst einen Stein”, aber dafür, hätte ich stoppen und mich bücken müssen.
Er blieb dicht mmer hinter mir, rannte nervös von links nach rechts und ich kramte ganz verzeifelt in meiner Erinnerung: Wie war das? In die Augen schauen? Nicht in die Augen schauen? Notfalls einen Arm hinhalten?
Ich hatte richtige, richtige Angst!
Das Kläffen wurde langsam leiser und erst als ich oben bei der Anhöhe ankam, wagte ich es mich umzudrehen – er war weg! PUH!!! Nochmal gut gegangen!

Ich hielt Ausschau nach einem großen Stein, hob ihn auf und ging weiter.
Keine 100 Meter weiter, sah ich die nächsten 3 Hunde. Sie sahen mich, bellten, rannten auf mich zu, umrundeten mich und einer biss mich sofort in die Wade! Als ich mich umdrehte und mit dem Stein ausholte – rannten sie weg.

Eine Kurve weiter war schon mein Hotel und die Leute dort desinfizierten meine zwei blutenden Wunden sofort.
Eigentlich muss ich sagen, dass der Hund mich wohl nur “gezwickt” hat. Hätte er richtig zugebissen, hätte das anders ausgesehen. Glück im Unglück. Der Schreck saßs mir tief in den Knochen.

Dann ging mir durch den Kopf, mit was mich der Hund angesteckt haben könnte.Wann war meine letzte Tetanus Impfung? Impfbuch geschnappt und auf ins Krankenhaus.
Ein Wiedersehen mit dem Internationalen Krankenhaus in Sihanoukville, in dem ich schon einmal (wegen Thyphus) gelandet war.
Meine letzte Tetanus Impfung ist noch wirksam, aber….
“Das Protokoll”, so die Ärztin, “sieht eine Tollwutimpfung nach dem Biss eines streunenden Hundes vor”.
Sie selbst würde sich, auch nach solch einem Biss nicht nochmal impfen lassen, da ihre eigene Tollwutimpfung sehr extreme Nebenwirkungen hatte und sie noch von keinem Tollwutfall in Sihanoukville gehört hätte.

Während meine Wunde von einer Krankenschwester versorgt wurde, hatte ich Zeit mich zu entscheiden und ein wenig zu googeln.
Okay, die Impfung “kann” starke Nebenwirkungen haben, aber Fact ist, dass eine Infektion mit Tollwut (wird nicht spätestens 12-24 nach der Infektion begonnen zu impfen) tödlich verläuft.
Kann sein, dass der Hund keine Tollwut hatte….. kann aber auch möglich sein !?!

Inzwischen habe ich einen Impfplan. Ich muss mir noch 4 weitere Injektionen verpassen lassen – nach 3, 7, 14 und 21 Tagen!
Als ich die Arztrechnung mit Kredikarte bezahlen wollte,, funktionierte es nicht und mein Online-Zugang meldete: Konten gesperrt”!. Na Super! Was denn noch?
Der nette Tuk-Tuk-Fahrer, der mich schon mal gefahren hatte und 3 Stunden vor dem Krankenhaus auf mich wartete, half mir mit den fehlenden 20 Dollar cash aus.
Meine Konten konnte ich später – zu meiner Erleichterung – mit nur einem Anruf bei der Bank wieder entsperren lassen. Ursache: “unklar”.

Ich bin schon wieder weiter gereist und war verwundert, dass 3 Stunden lang, nur die gebrochene Rückenlehne meines Vordermanns auf meinen Knien lag und wir sonst aber gut und ohne Zwischenfälle ankamen.

Jetzt bin ich im Örtchen Kep, wo auch der Vagabond Temple ist, in den ich Ende der Woche wieder einziehen werde.
Ich bin in einer netten Unterkunft mit einem kleinen Schwimmingpool.
25 km von hier entfernt, habe ich ein Krankenhaus gefunden, das den Impfstoff vorrätig hat.

Ich freue mich drauf, dass Lisa morgen hierher kommt und hoffe, dass meine Pechsträhne bald mal zu Ende ist.

P.S.: die Tuk-Tuks in Phnom Phen sind inzwischen fast alle vergittert, weil viele Touristen von vorbeifahrenden Mopedfahrern beklaut werden. Das blieb mir erspart! Es könnte also schlimmer sein 😉