Vipassana – Doi Suthep – was davor geschah

Ich hatte ja alles so schön geplant. Auschecken, Taxi, schnell noch Timer und Schal kaufen, eine Stunde vor Ende der Einschreibungszeit ankommen – Pustekuchen!!!!

Am Empfang sollte ich noch einen Bewertungsbogen ausfüllen, was ich gerne tat, denn das Sheik Istana Hotel war eins der besten Hotels in denen ich jemals war und ich habe noch wirklich nirgends so herzliches, freundliches, aufmerksames (und und und) Personal erlebt.
Der stellvertretende Direktor kam mit einem Entschuldigungsschreiben von seinem Chef. Ich hatte am Vorabend ein Massagepaket gebucht und mich nachher darüber beschwert, dass die Zeiten der einzelnen Anwendungen zusammenaddiert 45 Minuten weniger ergaben – als die Gesamtzeit die groß und fettgedruckt neben dem Paketpreis stand. Zusätzlich bekam ich noch ein Porzelan-Schüsselchen mit Deckel. Eine nette Geste – aber nicht sehr gut durchdacht! Ein Porzellan-Schüsselchen in meinem Rucksack??? Geld wäre mir lieber gewesen – ich nahm, dass mir mit mehreren Verbeugungen überreichte Geschenk aber dankend entgegen.
Die ersten knapp 15 Minuten meines “Puffers” waren verbraucht.

Meine Diskussion mit dem gierigen Taxifahrer kostete mich weitere 5 Minuten. Zusätzlich zu dem unverschämten Preis nach Doi Suthep (wahrscheinlich hätte ein Zug nach Bangkok nicht soviel gekostet) wollte er nochmal etwas Extra, wenn er mich zum Einkaufen absetzt. Das ich das auch auf die letzte Minute schieben musste – naja.
Er hat mich an der Airport-Shopping-Mall abgesetzt und da das Hotel den Fahrer organisiert hatte und ich es eilig hatte, habe ich meine 2 Taschen (kl. Rucksack und die Tasche mit meiner Meditationsuniform) im Auto gelassen.
Der Fahrer sagte es würde genau hier (wo ich ausgestiegen bin) auf mich warten – haha!

In meiner “Planung” sah das ja so aus: Wir halten kurz am Straßenrand – Klamotten und somit auch Schals gibt es eigentlich an jeder Ecke – und er legt einen kurzen Stopp bei einem Elektrogeschäft ein.
Das er mich zu der, gefühlt größten Shopping Mall bringt, die ich bisher gesehen habe – hatte ich nicht einkalkuliert.
Ich kaufte den ersten weißen Schal, der mir unter die Augen kam. Er trägt einen “Chasmere”-Etikett! (und ist das einzige was ich von den “weißen Klamotten” behalten habe).

Ich fragte mich x-mal durch und lief durch diese langen Gänge und sah mehrere Stockwerke, in denen es alles mögliche zu kaufen zu geben schien – außer Uhren/Wecker/Timer. Ich wurde schlussendlich fündig und die sehr freundliche, schlecht englisch sprechende Verkäuferin wollte mir auch noch alle “zusätzlichen” Funktionen meines neuen Seiko Weckers erklären, der wie sich später herausstellte auch ganz viel konnte – nur leider keine Timer-Funktion hatte (also Minuten rückwärts runterzählen).

Mein sonst so orientierungs-resistentes Hirn hat sich an diesem Tag von seiner guten Seite gezeigt. Ich habe den Weg zurück zum richtigen Ausgang gefunden – und – mein Taxi war weg! Ich hab mich so verflucht. Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein?

Als mein Fahrer mit einem Kaffee in der Hand um die Ecke kam – dachte ich – Okay! nochmal Glück gehabt – aber nicht nochmal so unvernünfig sein.
Mein Puffer war um weitere wertvolle Minuten geschrumpft.

Als wir dann im Chiang-Mai’er Mittagsverkehr im Stau standen – nahm mir mein Fahrer die letzte Hoffnung noch pünktlich (vor 14 Uhr) anzukommen: “one hour!” – Hä?? es war immer die Rede von 30 bis 45 min und jetzt eine Stunde?

Es war inzwischen 13:10 Uhr und ich fragte mich auf jedem Kilometer, ob es nicht schlauer wäre umzukehren. Die Regelungen des Centers sagen ganz eindeutig: Wer nicht bis 14 Uhr da ist – darf dort nicht übernachten und muss/kann/darf am nächsten Tag wiederkommen.

Um 13:40 Uhr setzte mich der Fahrer am Doi Suthep Tempel ab und ich stand vor einer Treppe mit 300 Stufen! Wie gerne hätte ich noch eine letzte Zigarette geraucht 🙁 Aber los! ich kann’s noch schaffen!

Viele “Touris” um mich rum, lachende Kinder, Foto-schießende Chinesen – und ich auf dem Weg zu “etwas ganz anderem”.
Luftschnappend oben angekommen frage ich den ersten, der nicht wie ein Touri aussah, nur ein Wort: Vipassana?

2016090520425900Er zeigt auf ein blaues Schild mit der Aufschrift “Meditations-Center” und einem Pfeil. Oh gut! – fast geschafft! – von wegen.

Dem ersten Schild folgen noch viele. Sie führen mich erst auf schön gepflastertem Boden vorbei an kleinen Tempeln, bunten Elefanten Statuen, großen Glocken und dann auf nicht mehr so schönen Wegen und Treppen den Berg wieder hinunter. Vorbei an Häusern auf deren Balkonen viele orange Mönchsgewänder zum Trockenen rausgehängt wurden, vorbei an kleinen Müllbergen, immer begleitet von dürren, krank aussehenden Hunden.
Ich sehe ärmliche, am Hang gebaute Hütten. Je weiter ich den Berg herunter laufe, umso größer wird der Gegensatz zum Prunk des Tempels.2016090520380300

Um 13:55 erreiche ich das Meditations-Center. An der Tür steht: “No Talking”. Ein Mann – mit ausdrucksloser Minie –  fragt mich ob ich angemeldet bin – ich nicke. Er gibt mir ein Anmeldeformular und dann meinen Zimmerschlüssel, zeigt mir die Richtung und sagt ich soll um 14:30 Uhr – weiß gekleidet – wieder hier her kommen.
Mein Vipassana hat begonnen.

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