Angst vor der eigenen Courage

2016082609594800Ich sitze auf meinem Balkon und rauche eine nach der anderen. Auch das ist in Doi Suthep natürlich verboten.
Ich bin aufgeregt.

Die Sachen, die ich die nächsten Tage nicht brauchen werde und die, die ich nicht brauchen darf kann ich im Hotel lassen.
Die Entscheidung was ich alles mitnehme, stellte mich vorhin schon auf die Probe.

Ehrlich gesagt, so ganz weit hinten in meinem Kopf war ja schon mal der kleine Gedanke, dass ich in meinem Rucksack ja doch ein paar Dinge habe mit denen ich mich – wirklich nur im äußerten Notfall – beschäftigen könnte, wenn es ganz schlimm wird. Und ich habe mich schon mehrfach gefragt, ob ich widerstehen werde (jeder dort hat ein Einzelzimmer).
Mein Kindle – mit vielen vielen schönen Büchern, ein englisches Buch – dass sehr spannend ist, mein Tablet – mit haufenweise Nonogrammen, die ich so gerne löse.
Die “Versuchung” wäre groß.

Ich lasse die Sachen hier – dann sind die Objekte der Begierde außer Reichweite und ich muss mich nicht immer fragen – soll ich, oder soll ich nicht.
Ich bin sicher, daß ich diese Entscheidung beim ersten “Down” verfluchen werde.
Aber solche Phasen überstehen lernen, sind ja (unter anderem) auch Sinn und Zweck des Vipassanas. Man soll lernen da “durch” zu kommen, nicht (mit irgendeiner Ablenkung) daran “vorbei”.

In zwei Stunden werde ich von einem Taxi abgeholt. Die Fahrt in die Berge dauert etwa 45 min. Dann werde ich 1 Std vor Ende der Registrierung da sein.
Ich brauche noch einen Timer (als Stoppuhr für die Meditationen und einen weißen Schal.

Die Meditations-Uniform ist aus Baumwolle und kratz. Ich mußte mir notgedrungen auch weiße Unterwäsche kaufen. Ich find es blöd, dass man sich die Sachen (natürlich nicht die Unterwäsche) leihen kann. Ich hab jetzt 25 Euro ausgegeben und werden die Sachen später nicht mehr brauchen.

Der Aufenthalt im Meditationscenter ist auf Spendenbasis. Jeder gibt das was er will – wenn er will.

Ich werde mich jetzt noch bei lauter Musik in meine Badewanne legen und bevor ich abgeholt werde noch gut zu Mittagessen – es gibt ja bis morgen früh nichts mehr!

Ich bin ja so gespannt, ich bin ängstlich, neugierig,ich freu mich, bin unsicher und entschlossen zu gleich – wie gesagt: Achterbahn!