8 Uhr an der Tauchbasis. Gruppeneinteilung: ich bin in einer 3-er Gruppe und Guide Erol zugeteilt. Das ist schon mal gut. Es gab bereits in der Tauchbasis ein ausführliches Briefing. Wie ist der Ablauf? Was darf man über und unter Wasser tun und was nicht.
Ein kleines Boot brachte uns zum Tauchboot und ich hab mich gleich gefreut, dass es groß genug war und ein richtiges Dach hatte. Schatten – gesichert! Da Erol noch mit keinem von uns getaucht war, gab es an Bord sofort noch ein weiteres Briefing: Alles rund um Sicherheit, mit einer Wiederholung aller Tauch-Handzeichen. Wie signalisiere ich das Okay an die Crew, wenn ich ins Wasser gesprungen bin? Was tue ich wenn ich meinen Buddy verliere, wie signalisiere ich Gefahr oder ein Problem, usw usw….
Anschließend dann das Tauchplatz-Briefing: wo werden wir hintauchen? Wann werden wir umkehren? Was können wir vielleicht alles sehen.
Also sowas lob ich mir! Ganz klasse! Hätte Erol jetzt unter Wasser noch einen kleinen Check gemacht, ob wir zumindest die Maske ausblasen und den Lungenautomaten wiederfinden können – falls wir ihn mal verlieren – was hoffentlich nicht passiert, würde ich 10 von 10 Punkten vergeben – so nur 9,5, weil die meisten Taucher diesen Check eher ungerne machen. Ich auch.
Nach dem obligatorischen Buddy-Check gings los. Tja, die Tauchplätze. Ich scheine zur falschen Zeit hier zu sein um die farbenprächtige Unterwasserwelt der Philippinen zu erleben. Das liebe Plankton! Gut für die Walhaie, schlecht für die Sicht. Zudem liegt El Nido und auch die Tauchplätze, die angefahren werden in einer großen Bucht. Es dauert wohl bis Mai, bis die Strömungen das Plankton abtransportieren und das Wasser hier dann „glasklar“ wird. Man kann halt nicht alles haben 😉
Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt, mein nächster Stopp ist in einem Tauchresort auf der anderen Seite von Palawan und an einer sehr sehr langen Küste.
Jetzt aber zurück zu meinem schmerzhaftesten Tauchgang in meiner 22jährigen Taucher-Karriere:
Der Druckausgleich funktionierte super; mein rechtes Ohr machte was es sollte – das andere natürlich auch. Erol war mein Buddy, also blieb ich nah bei ihm und er nah bei mir. Nach etwa 30 Minuten machten wir uns auf den Rückweg und stiegen dabei von ca. 20 Meter Tiefe langsam wieder auf. Bei etwa 15 Meter bekam ich einen ungewöhnlichen Druck auf den Ohren. Nicht diesen Druck, den man beim Abstieg spürt und den man durch Zusammenquetschen der Nase und dann kräftig reinatmen lösen kann. Das war anders. Hm, komisch. Auf 12 Meter wurde der Druck zu einem Schmerz und zwar solch ein Schmerz, dass ich mir nicht sicher war, was ich als nächstes tun würde, wenn das nur noch ein klein bisschen schlimmer wird. Kann ich das hier unten aushalten? Schrei‘ ich gleich los und will dann unkontrolliert an die Oberfläche? Ich griff nach Erol’s Flosse, konnte ihm gerade noch so signalisieren wo mein Problem liegt, er reagierte sofort und zog mich ein paar Meter tiefer! Ohhh – der Schmerz ließ nach. Da wusste ich auch sofort was ich da hatte – das habe ich mal gelernt, dass das passieren kann. Ich hatte eine „Umkehrblockierung“. Der entstandene Druck kann aus irgendeinem Grund nicht entweichen. Aber wie komme ich jetzt hier wieder raus? Erstmal haben wir gewartet. Kiefer hin- und herschieben, Kopf drehen, schlucken, versuchen zu gähnen – was mir angesichts der Situation überhaupt nicht gelingen wollte. Der Druck war fürchterlich, der Schmerz wieder erträglich. Und dann nach bangen Minuten endlich ein lang anhaltender erlösender Ton in meinem Ohr – wie ein Ventil, dass man aufdreht – OHH wie herrlich!!!! Erol, der aus Erfahrung sprach, meinte später zu mir, das sei eins der schönsten Gefühle, die man haben kann und ich musste ihm lachend Recht geben.
Ganz ganz langsam, während mein Ohr lautstark quietschend immer wieder mal ein bisschen Druck freigab, stiegen wir nach oben.
So, wieder um eine Erfahrung reicher. Ich habe dabei Glück gemacht, mein Trommelfell hätte platzen können. Ich bin ehrlich, ich habe am Tag vor dem Tauchgang ein paar mal genießt und mir auch 2 – 3 mal die Nase geputzt. Ich habe das aber nicht als eine Erkältung gesehen, sondern eher als das Nießen, das ich ja ab uns zu habe. Eine mögliche Ursache für die Umkehrblockierung sind angeschwollene Nasennebenhöhlen und die habe ich anscheinend. Mist!
Das war der erste der 3 geplanten Tauchgänge. Mein Ohr tat noch immer leicht weh, für mich stand fest – das war’s für heute. Sowas will ich auf keinen Fall nochmal erleben.
Neidisch, aber nicht zu neidisch, weil ich ja wusste, dass ich nicht gerade viel verpasse, sah ich den anderen Tauchern zu, wie sie sich für den 2. Tauchgang fertig machten und los tauchten.
Da saß ich nun auf dem verlassenen Boot – nur mit der Crew, die das Mittagessen vorbereiteten –, bei 30 Grad, auf einem Schattenplätzchen, das blaue wogende Meer unter mir und im Blick und über einen kleinen Lautsprecher wurde die Long-Version von Hotel California gespielt. Es gibt doch echt schlimmeres 😉
Nach dem Mittagessen habe ich mich lange mit Erol unterhalten. Er mochte mich. Er frage mich alle 5 Minuten wie es mir geht. Kurz vor dem 3. Tauchgang kam er und fragte, ob ich nicht doch nochmal tauchen möchte – nur so auf 8 oder 10 Meter. Er könnte die Gruppen so organisieren, dass wir 2 alleine unterwegs sind und wenn es Probleme gebe, könnten wir gleich wieder auftauchen.
Ist das jetzt so wie mit dem Pferd von dem man fällt? Soll ich, soll ich nicht, geht das, passiert das dann nochmal?
Es geht! 😉 Beim letzten Tauchgang (max 8 Meter) hatten wir bessere Sicht und ich habe sogar einen Federwurm gefunden. Außerdem wurden uns 3 Schildkröten beschert. Erol und auch ich müssen aber unbedingt an unserer Kameraführung arbeiten – da besteht auf jeden Fall Verbesserungsbedarf!
Heute früh habe ich bei der Tauchbasis ausgecheckt, einen normalen Tauchgang, kann ich so leider nicht machen. Gleich gehe ich in eine Apotheke und guck mal ob ich was zum Abschwellen der Nasennebenhöhlen bekommen kann.
Mit was ich die nächsten Tage hier verbringe, weiß ich noch nicht genau. Strand und sonnenbaden is ja für mich nix, Tripadvisor rät zu einer Wandertour, die sich gemäß der Beurteilungen, aber wohl eher als Klettersteig entpuppt. Das überlasse ich dann doch lieber mal den Könnern. Der Wasserfall scheint eine Abzocke und Enttäuschung zu sein. Mal sehen…..
Heute werde ich mich noch um mein Busticket für die Weiterreise kümmern. Ich bleibe noch bis Sonntag und reise dann zu meiner letzten Station.
Vielleicht ist heute ja auch mal wieder Zeit für einfach nur lesen, schreiben, Leute gucken und ein kleines Verwöhnprogramm 😉