Stop and smell the roses

Heute früh saß ich bei meinem Eiskaffee im Khmer Hands und wollte anfangen meinen nächsten Blogeintrag zu schreiben. In meinem Kopf schwirrten viele Dinge rum, zu viele, und so fand ich keinen Anfang. Ich sitze also – angestrengt denkend – so rum und Chris kommt und fragt mich wie es mir geht und was ich denn heute so mache und vorhabe. Tja – im Augenblick – und ich zeige auf das leere Blatt – mache ich gar nichts – leider! Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich versuche einen Blogeintrag zu schreiben, sagt er lächelnd: „Don’t think too much. Just stop and smell the roses“. Das ist wohl eine übliche amerikanische Redewendung. Was mich an diesem Satz besonders verwundert hat, war, dass es genau das Thema der „Dharma Talks“  der letzten Woche war. Nur da hieß es „Notice stuff now“. (Und schon hatte ich meinen Anfang)

Ein Freund von Kobi, Danny, der mehrere tausend Stunden Erfahrung im „Workshop-geben“ hat –  spricht, unterrichtet uns jeden Tag eine Stunde zum Thema „Mindfulness“. Es war super interessant und es geht darin nicht nur darum, Dinge WIRKLICH zu sehen wie z.B. eine Blume,  sondern sich auch der eigenen Gefühle bewusst zu werden und zu lernen, wie man „besser“ mit ihnen umgeht. Nicht gleich zu reagieren – stattdessen, erstmal „erforschen“ warum man dieses oder jenes Gefühl hat. Unsere Aufgaben waren dann später z.B. mal in Stille und sehr langsam zu essen, sich die Zähne bewusst zu putzen und nicht währenddessen an etwas anderes zu denken,  einen Weg Schritt für Schritt zu gehen und darauf zu achten was die Füße fühlen, einen Schmetterling beobachten. Einfach mal nicht immer alles nebenbei tun!

Der tägliche Morning-Circle (nach dem Frühstück) startet immer auf unterschiedliche Weise: Montags wird immer wie wild getanzt und nachdem ich meine anfänglichen Hemmungen abgelegt hatte – bin auch ich eine die wie wild tanzt. Und zwar nicht, wie man vielleicht vermuten würde, zu irgendwelchen spirituellen Sing-Sang Klängen, sondern zu lauten kraftvollen Hits, zu Rock-Klassikern, zu Oldies. Manchmal gibt es kleine Anweisungen. Das ist aber auch notwendig, da sonst so mancher – anfänglich noch verschüchterte Mensch – gerne auf der Stelle tanzt. Wir sollen z.B. aggressiv tanzen, auf den Boden stampfen, klatschen, arrogant tanzen, dem gegenüber alles nachtanzen usw. Was ich nicht mag, also wirklich überhaupt nicht, war die Idee, zu tanzen während immer eine Hand den Boden berührt. Nee – nicht mit mir! Aber ich habe mich köstlich amüsiert und auch die anderen, die es sehr gut fertig bringen einfach mal kräftig über sich selbst zu lachen.

Andere Tage starten etwas stiller. Immer zwei, die sich noch nicht kennen, die am besten noch nicht einmal mit einander gesprochen haben, setzten sich gegenüber. Jeder muss 5 Minuten erzählen wie es ihm heute geht und soll aber auch tatsächlich 5 Minuten sprechen! Der andere hört nur zu.

Andere Tage starten noch stiller. Gleiche Situation wie oben, aber keiner spricht – man sieht sich 5 Minuten lang nur in die Augen. Diese Woche haben wir das, das erst Mal gemacht. Ich hatte Alex gegenüber von mir sitzen, mit dem ich tatsächlich noch kein Wort gewechselt hatte. Aus dem anfänglichen verlegenen Grinsen, wurde bald ein neugieriges Gucken, dann ein echtes Lächeln und irgendwie dann echte Freude – es war plötzlich eine Verbindung zwischen uns da. Ich fand das sooo schön und Alex auch und wir haben uns nachher nochmal gefühlte 5 Minuten umarmt.

Schade, dass es in der realen Welt nicht so leicht ist, Verbindungen zu knüpfen – dabei kann es so einfach sein. Vielleicht kann ich aber auch davon ein kleines bisschen mit mir nach Hause nehmen 😉

Die abendlichen Meditationen sind auch abwechslungsreich. Nur mittwochs gibt es immer die gleiche: „Love and Forgiveness“. Begleitet von einer wunderschönen Musik, ist sie für mich die schönste und zugleich die schwerste Meditation:
Man stellt sich unterschiedliche Leute vor, visualisiert sie ins eigene Herz und dann sagt man „im Kopf“ immer wieder, minutenlang und jeweils beim ein- und ausatmen: „May you be loved, May you be loving, May you be happy, May you be free from suffering“.
Zuerst soll man dabei an einen Menschen denken, den man von Herzen liebt. Das ist nicht schwer. Aber mit der gleichen Inbrunst und Überzeugung soll man diese Wünsche nacheinander auch für
– einen nahestehenden Menschen, der krank ist und leidet
– einen geliebten Verstorbenen
– einen weit entfernten Bekannten,
– einen Menschen, der einen sehr verletzt hat
und zu guter Letzt für sich selbst aussprechen.
Zwischendurch hört man Kobi ab und zu die „blessings“ laut wiederholen und man hört schnell die ersten, die beim Weinen nicht mehr leise sein können.
Nach etwa 40 Minuten stellen wir uns in einen Kreis und halten uns an den Händen. Das folgende klingt jetzt wahrscheinlich für einige sehr verrückt und ehrlich gesagt, hätte ich bis vor kurzem nicht anders gedacht. Wir sollen die Energie in diesem Kreis spüren. Also lassen wir sie in eine Richtung fließen. Wir atmen (bildlich) von der linken Hand ins Herz ein und von dort in die rechte Hand wieder aus. Ich vermute mal, dass ich durch Reiki für solche Sachen empfänglicher/sensibler geworden bin – und das fühlt sich schon nach kurzer Zeit echt Klasse an J

Eine andere – etwas weniger tränenreiche Meditation – war diese Woche auch eine fürs Herz. Wir saßen wieder in einem Kreis (etwa 40 Leute) und haben beim Ausatmen – also so lange wie es geht ein „A“ gesungen/gechanted. Klänge versetzen alles in Schwingung und diese Schwingungen wiederum beeinflussen den Körper und den Geist. Dadurch, dass jeder in seinem eigenen Rhythmus „chanted“ entsteht nie eine Pause. Alle paar Minuten durften sich 2 in die Mitte des Kreises setzten. WOW! Ich hätte da gerne viel, viel länger gesessen! Ein tolles Gefühl!

Mit meinem morgendlichen Yoga stehe ich auf Kriegsfuß. Es macht mir auch nach jetzt fast 2 Wochen noch keinen Spaß. Aber ich bekomme nächste Woche – im Tausch gegen eine Reikibehandlung – nochmal eine Privatstunde. Vielleicht mache ich was falsch oder vielleicht sind es auch nicht die richtigen Übungen für mich.
Reiki geben macht mir weiterhin viel Freude. Ich unterliege da ja auch einer – nicht vertraglichen – jedoch  moralischen Schweigepflicht, aber eine Sache muss ich einfach erzählen:
Ich habe eine Frau behandelt, die während der Behandlung ab und zu eingeschlafen ist. Das kommt nicht selten vor, aber sie hat mit weit geöffneten Augen geschlafen! Das war echt krass! Erst dachte ich, sie schaut mich an, aber sie hat nur geradeaus gestarrt und keine Reaktion gezeigt. Ich war echt froh, dass meine Hand auf ihrem Bauch lag und ich deutlich gespürt habe, wie sie atmet.

NACHTRAG:  ich hätte den Beitrag gerne schon heute Mittag hochgeladen, aber der Strom ist für lange Zeit in der ganzen Gegend ausgefallen. Jetzt ist er ab und zu wieder da – aber irgendwie schaffe ich es auch nicht Bilder hochzuladen.