Neuseeland – ich komme!

Die letzten Stunden auf dem Boot hatte ich wieder Handy Empfang. Erst da konnte ich konkrete Überlegungen anstellen wie es weiter geht.

Ich hatte damit geliebäugelt eine Woche auf einer der kleinen Inseln zu verbringen und – nach den schönen, aber auch anstrengenden Tagen auf der Jaya – etwas zu “relaxen”.
Meine Weiterreise nach Neuseeland wäre dann aber genau auf die Tage vor Weihnachten gefallen. Nach einem Blick auf die Flugpreise – war mir schnell klar, dass ich entweder sofort oder erst in der 2. Januar Woche weiterreisen kann/will.

Also buchte ich die günstigeste Verbindung, Ein oder zwei Tage später wären es schon 300 bis 400 Euro mehr gewesen.
Die letzte Nacht in Sorong habe ich in einem schönen Zimmer mit eigenem Bad und heißer Dusche verbracht.

Vor meiner Woche auf dem Boot habe ich schon mal “vorgefühlt” wie das mit dem Visum für Neuseeland und den Zollbestimmungen ist. Ich kann auch dort ein “Visa on Arrival” bekommen – für max 3 Monate – und (für mich natürlich ganz wichtig) darf 50 Zigaretten oder 50 Gramm Tabak einführen. Sicherheitshalber habe ich nochmal gegoogelt und ich erfülle alle Voraussetzungen für dieses Visum – mit einer Ausnahme. Ich habe kein Ausreiseticket!
Also habe ich mein drittes “Fake-Ticket” für den nächsten Morgen vorbestellt, da meine Reise etwas über 26 Stunden dauern wird und das Pseudo Ticket nur 48 Stunden gültig ist.
Und wieder – ganz pünktlich – erhielt ich von BestOnWard.com eine Mail. Zu meinem Schrecken erhielt ich ein Ticket für die Ausreise aus Vietnam! Upps. Ich hatte Auckland, New Zealand angegeben.
Schock! In einer Stunde muss ich los und ich weiß nicht ob ich dann noch irgendwann ein Wlan finde.
Aufgeregt und schon etwas zittrig habe ich reklamiert und es kam mir ewig lang vor… aber nach einer Weile hatte ich das passende Ticket: von Aukland nach Bangkok am 11.01.2018.

Ich hatte mich vorher erkundigt und wollte den kurzen Weg (nicht mal 10 min) vom Hotel zum Flughafen mit einem Bemo fahren. 30 Cent – anstatt 6 Euro fürs Taxi. Nach dem Hick-Hack mit dem Ticket kam mir die Zeit bis zum Check-In doch etwas kurz vor und ich entschied mich doch für das Taxi. Mein Glück! Ich hätte nämlich das Bemo auf der falschen Strassenseite angehalten und wäre in die falsche Richtung gefahren! Ich war voll davon überzeugt, dass es zum Flughafen links rum geht und war erstmal sehr verwirrt, als mein Taxi in die “falsche” Richtung fuhr.

Mein Flug ging erstmal von Sorong nach Makkassar (Süd-Sulawesi) und dann nach Bali.
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern wie es war, als ich vor über 20 Jahren in Bali schon einmal angekommen bin. Das ist mir so sehr im Gedächnis gelieben, weil es der erste Stopp meiner ersten Rucksackreise war. Wiedererkannt habe ich nichts – aber ich muss sagen, sie haben jetzt wirklich einen ungewöhlich schönen Flughafen.
Alles ist super sauber, nirgends liegt Müll rum, und überall – sogar auf den Toiletten sieht man Blumen.

Ich musste dort mein Gepäck abholen und für den nächsten gebuchten Flug wieder einchecken. Bali – Sydney – Wellington.
Und schon hier fragte man mich nach meinem Ausreiseticket aus Neuseeland.
Hihi.Bitteschön! Wunderbar – es konnte weitergehen.

Wenn man als Frau einer weiblichen Stewardess “schöne Augen” machen kann… dann habe ich das – zu Beginn des folgenden 6 Stunden-Flug – getan.
Ich wusste, dass der Flieger nicht ganz voll sein würde und habe ihr mit gefalteten Händen und etwas Zeichensprache signalisiert, wie müde ich bin 😉
“After Take Off” ! und sie zwinkerte mir zu :))))
Nach einem kurzen “Umzug” und 5 Stunden Schlaf auf 3 Sitzen – hatte ich sogar das Frühstück verpennt.

Sydney – Australien – Transit.
Kulturschock! Man nennt das wohl auch “reversed” Kulturschock.
Gucci, Prada, Tiffany, Rolex und und und…

Da ich das Frühstück im Flieger verschlafen hatte, wollte ich unbedingt einen Kaffee. Tja – kein australisches Geld – also zum Money Changer – und weil die Dame so freundlich guckte – habe ich sie einfach gefragt, wieviel indonesische Rupiah ich denn tauschen müsste um 2 große Kaffee zu trinken.
Kurzes Nachdenken: 300 000 Rupiah.
Sie wollte mich auf der sicheren Seite wissen – tatsächlich hätte ich sogar 3 Kaffee dafür kaufen können 😉
(nur so als Anmerkung – eine Übernachtung im Vita mit Frühstück kostet 220 000 Rupiah)

Weitere 3 Stunden Flug nach Wellington.
Im Flieger wurden “Einreiseformulare” zum Ausfüllen verteilt. okay.
Die Vorderseite war ja ganz einfach – persönliche Angaben. Die Rückseite hat mir dann doch etwas Kopfzerbrechen gemacht.
Ob ich verbotene Medizin, Trekkingschuhe, Waffen, Milchprodukte, Ausrüstung (die mit Tieren oder mit Wasser in Berührung kam), Zigaretten oder Tabak, Drogen, Lebensmittel aller Art (auch getrocknet), Holz-Souveniers usw mit mir führen würde. Strafe beim nicht “angeben” mind 400 Dollar bis hin zur Gefängnisstrafe.
Da überlegt man sich schon ganz genau… was ist da alles im Rucksack? und könnte da was verbotenes dabei sein?

Also bei den Zigaretten war ich fast auf der sicheren Seite. Ich hatte 5 Päckchen und 3 einzelne in meiner kleinen Box.
Dann fiel mir der Neskaffee ein und das Milchpulver. Hmm, muss ich das angeben? und meine Tauchermaske, der Stick und Hacken (mit Tasche) die kamen ja mit Wasser in Berühung in dem Tiere sind. Hmm, was tun? wo das Kreuzchen setzen? Und was ist mit dem rezeptpflichtigen Antibiotikum, dass ich von zu Hause mitgenommen habe und erst recht mit dem, dass ich beim Chinesen in Banda Neira gekauft habe (um es in Pulverform auf meine kleinen Verletzungungen zu streuen)?

Ich füllte 2 Formulare aus und setzte unterschiedliche Häckchen. Bei der ersten Kontrollstation, habe ich gefragt, ob ich denn noch etwas aus meinem Rucksack entfernen dürfte (wenn ich ihn vom Gepäckband hole) bevor ich durch die Zollkontrolle gehe. Nein! Ich muss jetzt angeben was alles im großen Rucksack ist. Okay. Ich gab an Milchprodukte und Diving Equipment dabei zu haben und nur dies “verzollen” zu müssen.
Ich musste wieder mein Ausreiseticket vorzeigen und wurde gefragt was ich denn so in Neuseeland alles vor habe.
Warum ich denn von Aukland (auf der Nordinsel) ausreise, wenn ich die Südinsel bereisen möchte? Stotter, Stotter… Aber den Stempel zur Einreise habe ich dann doch bekommen.

Ruckzuck entdeckte ich meinen Rucksack auf dem Kofferband und kaum hatte ich ihn “geschultert” hörte ich hinter mir eine sehr freundliche Stimme: “Welcome to New Zealand, Cordula. Please follow me!”
Die Dame führte mich vorbei an einer Schlange zu einem Schalterbeamten, der mich fragte, was denn diese Dinge seien, die ich das zu verzollen hätte. Milchpulver und Tauchermaske! Ob ich denn keine Trekkingschuhe hätte? Naja, ich hab ja schon Halbschuhe/Turnschuhe dabei…. die haben auch eine Trekkingsohle…. aber …. also wandern war ich damit nicht…

So, und dann lief es ab wie in einer RTL Nachmittagsserie über Schmuggler am Flughafen!!!!
Ich wurde in einen Raum mit einigen 3 meterlangen Edelstahltischen geführt.
Die Dame wiederholte alle Fragen, die ich zuvor auf dem Formular mit Ja oder Nein beantwortet hatte.
Ist das ihre Unterschrift? Haben Sie alles verstanden? Möchten sie jetzt noch irgendwelche Angaben ändern?
Mir wurde leicht übel! Ich sagte: Nein und das ich hoffe auch nichts vergessen zu haben 😉
Was ich denn in Neuseeland so vorhabe?
Auch sie wollte mein Ausreiseticket sehen. Sie beäugte es sehr kritisch und fragte, warum ich meinen Rückflug erst am Vortag gebucht hätte?
Mir wurde richtig übel!
Ich erklärte ihr, dass ich mich sehr kurzfristig wegen den Flugpreisen entschieden habe – stimmt ja auch.
Sie wollte alles wissen und schrieb alles mit. Was ich in Indonesien gemacht habe, wo ich war. Jakarta, Ambon, Sorong, Raja Ampat einfach alles.
Wie meine Nichte denn heißt? Ob sie eine neuseeländische Handy-Nummer hätte? Wo sie jetzt genau ist!
Ich zeigte ihr meinen Telegram-Chat mit Sarah und einige Bilder, die Whatsapp Nachricht von Sanne, die mir geschrieben hatte wo Sarah jetzt gerade ist.
Was machen Sie beruflich? Wo arbeiten Sie? Wie finanzieren sie ihre Reise? und und und…

Meine zwei Rucksäcke wurden auf den Boden gelegt, alle Reißverschlüsse geöffnet – und dann von einem Drogenhund beschnüffelt. Dann war ich an der Reihe. Ruhig stehen bleiben, der Hund sprang an mir hoch und schnüffelte weiter. Ich weiß ja, dass ich nix mit Drogen am Hut habe – aber was ist mit den Leuten von der Jaya, die meinen Rucksack zur Fähre gebracht haben oder dem Taxifahrer, der den Rucksack in seinen Kofferraum gepackt hat.
Ein Lächel und Daumen hoch – vom uniformierten Herrchen! PUH!
Und dann gings weiter: sie räumte meine beiden Rucksäcke komplett aus, öffnete jedes Tütchen, jedes Säckchen, jedes Täschchen und legte alles auf den Tisch.
Nahm mit Papierstreifen mehrere Proben, die sie zur Kontolle in einen Automaten steckte
Vor mir sah ich 5 Päckchen Zigaretten und wer rechnen kann weiß, dass das 100 und nicht 50 sind…. und sie war gerade dabei mein Medikamenten-Täschchen zu durchsuchen.
Oh man, jetzt bin ich am Arsch….
Versuchte Einreise mit einem nicht ganz legalem Ausreiseticket, Medikamentenschmuggel, Zigarettenschmuggel!
Mir wurde kotzübel!
Die lassen mich hier nicht rein und wenn – wandere ich gleich ins Gefängnis :(((

Aber das Blatt wendete sich 😉 Sie zog den Reißverschluss vom Medikamenten-Täschchen mit der Bemerkung – Your First Aid Pack? – wieder zu. Ich nickte nur.

Dann durfte ich alles wieder einpacken und sie verschwand um mit ihrem Vorgesetzen abzusprechen, was sie nun mit mir machen.
Nach sehr langen 5 Minuten kam sie zurück und sagte, ich dürfe 3 Päckchen Zigaretten (60) behalten und könnte die anderen 2 Päckchen für umgerechnet 26 Euro kaufen.
Ich sei sehr freundlich und kooperativ gewesen und sie hätten Verständnis dafür, das man sich mal vertun kann – ich hätte ja auch eine sehr lange anstrengende Anreise gehabt.
Ich starrte sie ungläubig an. Sonst nichts? keine Strafe?
Ich verzichtete darauf, die überzähligen Zigaretten zu kaufen, aber fragte noch: Warum gerade ich? Warum wurde ich so durchsucht?
Es lag an meinem Ausreiseticket. Es sei sehr ungewöhnlich das Ausreiseticket erst einen Tag vor der Einreise zu kaufen – dieses Vorgehen sehen sie meistens nur bei Drogenkurieren.
Sie begleitete mich noch zum Ausgang, entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und wünschte mir einen schönen Urlaub.

2 Stunden nach der Landung in Neuseeland – stand ich als “freier Mensch” vorm Flughafen und atmete tief tief durch 😉

(leider kann ich keine Bilder hochladen – das WLAN ist in Moment zu schlecht)