Wellington und Plimmerton

So richtig viel oder aufregendes gibt es über die letzten Tage nicht zu erzählen.

Ich war 3 Nächte in Wellington im YHA Hostel. Alles ordentlich und sauber, aber für mich eine schlechte Wahl, denn es hat 320 Betten und es geht dort zu wie in einem Bienenstock.
Nur in meinem 4er Zimmer fand kein Wechsel statt – leider. Total wortkarge junge Mädels für die Rücksichtnahme ein Fremdwort ist.
Ich habe dann am letzten Tag, genau wie sie die Türen geknallt (vielleicht auch noch ein bisschen lauter) und mir während sie schliefen nicht die Mühe gemacht – beim Rucksack zusammenpacken – nur leise mit den Plastiktüten zu rascheln.
Die drei Tage sind schnell vorbei gegangen. Erst habe ich mich von der anstrengenden Anreise etwas erholt und dann musste ich einen Arzt suchen, der eine Mittelohrentzündung festgestellt hat.
Ich habe Ohrentropfen bekommen und auch ein Rezept für ein Antibiotikum, aber die Tropfen haben glücklicherweise ausgereicht.

Ich bin das erste Mal mit meinem Rucksack außerhalb von Südostasien unterwegs. Es ist anders und ich weiß noch nicht ob es mir gefällt. Und – es ist teuer. In den Hostels gibt es fast überall Küchen und die Traveller decken sich im Supermarkt mit Lebensmitteln ein. Das kenne ich so bisher überhaupt nicht.
Ein Bett in einem 4er oder 6er Schlafsaal mit Gemeinschaftsbad, kostet mehr als mein Zimmer mit Bad auf Banda Neira.

Umgehauen hat es mich bei den Zigarettenpreisen. In den Verkaufsläden sind sie “nicht sichtbar” in Stahlschränken versteckt. Das billigste Päckchen kostet 16 Euro! Ich habe mir jetzt 35 Gramm Tabak für 32 Euro gekauft und drehe bzw versuche meine Zigaretten selbst zu drehen.
Am ersten Tag haben mich soviele Traveller vor dem Hostel um eine Zigarette “angeschnorrt”, dass ich beim fünften gesagt hab: “Sorry – aber jetzt ist Schluss!”

Auf der Busfahrt vom Flughafen zur Stadtmitte war ich erst freudig überrascht über die vielen kleinen Häuser. Ich fand das recht schön. In der Stadtmitte herrscht jedoch ein architektonisches Chaos. Hier passt irgendwie nichts zusammen.
Ansonsten – anständige Straßen, Fußgängerampeln, gepflegte Bürgersteige, ein Geschäft und eine Kneipe an der anderen. KEIN Müll – das ist natürlich mal schön.

Ich habe mir eine neue Regenjacke gekauft und die andere aber noch behalten, denn wenn es weiterhin so kalt ist, muss ich alles was ich habe übereinander ziehen, was ich habe, um mich warm zu halten.
Ich habe wohl eine schlechte Woche erwischt, es soll kurz bevor ich gekommen bin richtig heiß gewesen sein.

Drei Tage Stadt waren für mich dann auch genug und ich habe mir – um die Zeit bis ich Sarah in Wellington treffen – ein Bett in einem Hostel in Plimmerton gebucht (30 min Zugfahrt). Ich bin ja so froh, dass die “Einheimischen” hier kein Deutsch verstehen – denn als ich am Bahnschalter eine Fahrkarte nach “Pimmel-ton” bestellt habe, habe ich einen richtigen Lachflash bekommen!

Die Moana Lodge war ein Glücksgriff. Sie haben hier nur einen gemischten “Dorm” mit 4 Betten und sonst Einzel- und Doppelzimmer. Es ist recht klein (vielleicht insgesamt 20 Betten). Super gemütlich und sehr familiär.
In meinem Zimmer traf ich gleich auf Alisson. Neuseeländerin – vielleicht 55/60 Jahre alt und schon seit 4 Wochen hier.
Sie hörte nicht auf zu reden. Sie möchte das Land verlassen, kann es aber nicht, da die Regierung sie verfolgt. Ihr Mann hat sich nach 25 Ehejahren als schwul geoutet und ist jetzt mit einem Regierungsbeamten zusammen. Der hat seine Kontakte zum australischen und deutschen Geheimdienst spielen lassen, die jetzt alle gemeinsam ihr Leben zerstören wollen. Deshalb versteckt sie sich jetzt gerade hier. Sie vermutet auch, dass Peter, der sich hier als Traveller “eingeschlichen” und das 3. Bett belegt hat – hier ist, um sie zu bespitzeln.
Peter, den ich bis dahin noch nicht gesehen habe, sei übrigens auch schwul!

Nach 30 min habe ich Sarah geschrieben: Bin jetzt in Plimmerton und mit einer Verrückten im Zimmer 😉

Kurz drauf wurde sie doch glatt von 2 Poliziten und einem Arzt abgeholt – sie ist wohl ernsthaft krank, hat schon so einige Gäste vergrault.

Peter war sehr nett … obwohl er nicht schwul ist 😉 und ich fand es schade, dass er schon am nächsten Tag abreiste.
In unser Zimmer kam später noch ein junger Mann von den Philippinen. “Carla” ein Name, den ich mir sehr gut merken konnte 😉

Wir hatten einen schönen Abend, mit netten Gesprächen und so um 21 Uhr lag ich mit 2 nicht schnarchenden Männern im Zimmer.

“Hey! it’s me – Alisson – I’m back” – schreit mir – kurz vor Mitternacht – die Verrückte ins Ohr!

Ab 20 Uhr ist die Aussentür geschlossen und das Personal nicht mehr im Dienst.
Die Tür kann man nur mit einem Zahlencode öffnen, der aber unglücklicherweise nach Alissons “Abholung” nicht geändert wurde.

Den Philippino traf es schlimmer als mich, denn er hatte sich Alissons altes Bett ausgesucht, aus dem sie ihn dann lautstark und sehr bestimmt verjagte!
Der blieb ziemlich “cool” und ist ohne murren umgezogen.
Nach so etwa einer halben Stunde hatte sie sich wieder häuslich eingerichtet.

Das Ende der Geschichte war folgendes: Alisson wurde am nächsten Nachmittag wieder abgeholt – nur war ICH diesmal die Schuldige. Ich hätte mich über sie beschwert und nur deshalb würden sie sie rausschmeißen. Sie konnte es auch nicht lassen mich mehrfach mit dem Finger anzustupsen und den Poliziten zu erzählen, dass ich lesbisch bin!

Nachdem Carla wegen Alisson ausgecheckt hatte, war ich in der nächsten Nacht etwas beunruhigt (so ganz alleine) ob sie der “Klappse” ein weiteres Mal entwischt und zurück kommen würde, um sich an mir zu rächen.
Ich strahlte als ich Carla wieder einchecken sah und wir waren beide gespannt – wie die Nacht verlaufen würde.
Alisson kam nicht zurück 😉

Das Wetter war die Tage über nicht sehr gut, besonders schlimm war der starke böige kalte Wind – aber im schönen “Hinterhof” gab es geschützte Plätzchen. Habe dort interessante Leute kennengelernt, viel gelacht und viel gelesen.

Inziwschen bin ich wieder in Wellington, sitze im Eingangsbereich des “Trek Global Backpackers”-Hostel und warte auf Sarah :)))))) sie ist mit dem Bus hier her unterwegs. Ich freue mich total auf sie!!!!!

Ich kann auch hier leider keine Bilder hochladen 🙁 finde das richtig schade!