…ein wenig “beschämt”.
Das Hausriff im Rohanou Beach Resort ist so einige Tauchgänge wert. Man kann vom Steg aus in den Süden oder Norden oder man lässt sich vom Zodiac an verschiedene Stellen bringen und taucht dann zurück zum Steg.
Mir hat es besonders der Süden “angetan”.
Dort gibt es Canyons und viele kleine Gänge und Höhlen durch die man unterm Riffdach durch tauchen kann. Nicht tief – so zwischen 10 und 3 Meter. Teilweise muss man die Arme ganz eng anlegen oder es ist gerade hoch genug um mit der Flasche auf dem Rücken durchzukommen. Der Schwierigkeitsgrad wurde mit jedem meiner 3 Tauchgänge dort höher. Eine gute Tarierung ist Voraussetzung. Mein Buddy – ein 500+ (Tauchgänge) meinte das sei wirklich nur etwas für wirklich fortgeschrittene Taucher und ich (160) war stolz wie Oskar, weil er und mein Guide mich gelobt haben. Obwohl! ich beim zweiten Tauchgang doch glatt am Ausgang einer dieser niedrigen Gänge an der Felsendecke feststeckte. Ich blieb ruhig – die Situation war nicht gefährlich, hätte mich notfalls mit heftigen Flossenschlägen schon irgendwie befreien können oder die Felsen anfassen und mich vorwärts-ziehen, aber das wollte ich nicht. Ich wusste, ich hatte zuviel Luft im Jacket, zuviel Auftrieb, aber hatte keinen Platz um mich aufzurichten um Luft abzulassen. Erst als der Guide zurück und mir entgegen kam und an meinem Luft-Not-Ablass-Ventil zog, bemerkte ich, dass ich eine sehr wichtige Funktion meiner Tarierweste schlichtweg vergessen hatte, weil ich sie schon ewig nicht mehr gebraucht habe. Ich sank langsam etwas ab und war wieder frei 😉
Beim nächsten Tauchgang stellte ich mich besser an, eckte nirgends an, blieb nirgends stecken. Diese wirkliche Zentimeter-Arbeit bei der Tarierung war für mich volle Konzentration und eine Herausforderung. Es hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich diese Tauchgänge zu den interessantesten zähle, die ich je gemacht habe (aber ich muss auch dazu sagen, dass dies meine erste richtige Höhlen-Erfahrung war).
“Beschämt” bin ich nicht wegen dem “Steckenbleiben”. Das bin ich weil ein Tauchgang am Nordriff wegen mir abgebrochen wurde.
Ein windiger Tag. Wieder mit Buddy-500+ an meiner Seite. Es ist ein gutes Gefühl so einen erfahrenen Taucher an seiner Seite zu wissen. Unser Ziel war “Nemo-City” – ein Platz auf 28 – 40 Metern Tiefe – mit ganz vielen Clownsfischen. Das Zodiac brachte uns raus und die Wellen waren schon “ziemlich” hoch – viel höher als vom Steg aus vermutet. Aber kein Problem, wir machten unsere Rolle rückwärts und tauchten langsam ab. Witzig so viele Anemonen mit den kleinen quirligen orange-weiss-gestreiften Fischchen zu sehen, die mutig auf den Taucher zu schwimmen um ihr Revier und ihre Brut zu verteidigen!
Upps 32 Meter Tiefe – 2 Meter “unter” meiner erlaubten Max-Tiefe und somit mein bisher tiefster Tauchgang.
Wir verließen Nemo-City, stiegen langsam wieder auf, vorbei an einem Sandplateau mit vielen Sandwürmern, die ihre Körper senkrecht (etwa 40 Zentimeter) aus dem Boden strecken und sich mit der Strömung hin und her wiegen. Je höher wir kamen traf das auch auf uns drei Taucher zu. “Hin und Her”, “Hin und Her” und es dauerte nicht lange bis “vor und zurück” dazu kam.
Der Guide signalisierte mir, näher an der Riffkante zu bleiben. Schwierig! Ich bin schon immer total darauf bedacht nichts kaputt zu machen und nichts anzufassen. Korallen sind so wunderschön, empfindlich. Mit einem falschen Flossenschlag kann man Wachstum von Jahrzehnten zerstören.
Okay – der Wellengang wogte uns immer so 5 Meter links, 5 Meter rechts und als wäre das noch nicht genug – jedesmal auch ein paar Meter hoch und runter. Ich versuchte den Guide vor mir zu “kopieren”. Gleiche Höhe, gleicher Abstand zum Riff. Mein Buddy war hinter und unter mir. Über uns sah ich, wie sich die Wellen am Riffdach brachen und das Meer aufschäumten.
Wir schaukelten von 7 Meter wieder hoch auf 4, paddelten nur in der Vorwärtsbewegung der Wellen um Kraft zu sparen. Ich befürchtete in die Riffdachströmung zu geraten, die mich nach oben aufs Riffdach gezogen hätte. Unser Tauchgang dauerte inzwischen 50 Minuten und irgendwann hatte ich keine Kraft mehr, die ich sparen konnte – ich hatte gar keine mehr! Wir tauchten gerade an einer tiefen Riffeinbuchtung vorbei als ich merkte das ich anfing ganz hektisch zu atmen. Ich wollte nicht mehr und ich konnte nicht mehr! Ich spürte, dass ich gleich in Panik ausbrechen würde. Ich schüttelte wie wild meine Rassel und kriegte das Handzeichen für “ich habe ein Problem” noch hin! Der Guide war sofort bei mir. Ich zeigte ihm, dass ich viel zu schnell atmete, schüttelte den Kopf und bekam dann auch noch einen Wadenkrampf! Also: Abbruch, Aufstieg.
Mein Jacket wurde aufgeblasen, ich legte mich auf den Rücken und fing sofort an ganz unkontrolliert zu zittern. Es dauerte schätzungsweise keine 30 Sekunden bis das Zodiac bei uns war um uns zu “retten”. Wir waren nur noch etwa 150 Meter von Steg entfernt – wir hätten es fast geschafft gehabt! Meinem Buddy war es “kotzübel” – er war unter Wasser seekrank geworden. Seine Frau, die am Steg auf uns wartete, meinte, sie hätte ihn noch nie so bleich aus dem Wasser kommen sehen.
Es hat ein bisschen gedauert bis ich mich wieder erholt hatte, aber es haben sich alle rührend um mich gekümmert 😉 und ich bin um eine Erfahrung reicher 🙂