Der goldene Felsen

2016100317440000Nach 2 1/2 Stunden kam ich in Kyaikhtiyo an. Ich wollte am nächsten Morgen schon zum Sonnenaufgang auf dem Berg sein und wollte deshalb weiter nach Kinpun – von dort aus starten die Pickups, die einen auf den Berg hoch bringen. Ich hatte die Wahl zwischen einem Motorrad und einem Roller – es war kein “mehr-rädriges Gefährt” in Sicht. Verdammt, warum hab ich nur so Angst mich auf diese Dinger hinten drauf zu setzen? Ich wollte den Sonnenaufgang von da oben sehen – also blieb mir keine Wahl bzw nur eine sehr eingeschränkte.

Der Rollerfahrer klemmte sich meinen Rucksack zwischen die Beine und los gings. Die Straßen waren überraschend gut, aber es hingen dicke Wolken über uns und ich dachte es würde jeden Augenblick anfangen zu schütten. Hätte ich doch nur meinen Regenschutz über meinen Rucksack gezogen! und wo ist meine kleine wasserdichte Tasche für mein Handy? Viel zu viele Gedanken – wir kamen kurz nach den ersten Regentropfen sicher im Hotel an.

2016100317452700Die mufflige Unterkunft der letzten Nacht hatte mich veranlasst ein bisschen teureres Zimmer zu buchen (Shwe Hinn Thar Hotel) und ich freute mich auf eine Dusche. Evi’s Vorbild folgend betrachtete ich mein Bett etwas genauer. Aber es kam garnicht soweit, dass ich mich mit irgendwelchen Matratzenritzen beschäftigt habe. Mein Bett war benutzt! Unter der sorgfältig glatt gestrichenen Überdecke lag ein Lacken, dass eindeutige Falten aufwies und nicht frei von fremden Haaren war. Ich machte mich auf ins Bad und als ich sah, dass hier wohl vor Tagen ein Stehpinkler die Klobrille verspritzt hatte….. war Schluss mit lustig.

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Die Dame von der Rezeption war meiner Meinung und ich bekam das Zimmer nebenan. Aber auch mit unbenutzen Lacken und ohne gelben Flecken auf der Klobrille – war es das schmuddeligste Zimmer, dass ich auf dieser Reise – bisjetzt – bewohnt habe.

Der Evi-Check veranlasste mich dann noch dazu, das ursprünglich gewählte Bett zu wechseln. Keine Ahnung ob das was ich da sah wirklich Mini-Mini kleine Wanzen waren…. aber die andere Matraze hatte diese schwarzen “Pünktchen” nicht.
wwEs wurde der erste Tag auf meiner Reise, an dem ich nicht duschte und die zweite Nacht in der ich mich angezogen ins Bett gelegt habe.
Ausgepackt habe ich nur meine Zahnbürste und frische Unterwäsche.

2016-10-03-17-47-24Die einzige, mir zugängliche Steckdose um etwas aufzuladen – war im Badezimmer – ziemlich weit oben. Das Hotel sieht so schön aus – aber hier trifft “außen hui – innen pfui” vollkommen zu.

Auf ein Abendessen dort habe ich verzichtet, aber ich hab natürlich gefragt, wie ich zum Sonnenaufgang auf den Berg hochkomme. Pickup – starts at 6 a.m.! Aber da ist es doch schon hell? Sunrise? No – No Sunrise!
Na Super! Und die Pickups starten erst wenn 47 Leute da sind, die hoch wollen. Ja das sind ja tolle Aussichten. Ich hatte keine anderen Touris gesehen. Pickup-Point 15 Minutes away.

2016100317412500Um 5:45 lief ich los und um 5:50 stand ich vor…. der “Abfertigungshalle”. Ich war auf dem Weg dorthin schon überrascht so viele Leute zu sehen und alle liefen zum Pickup-Point. Es war klar zu erkennen, dass ein paar Hundert früher als ich aufgestanden waren, sie standen auf den Gerüsten und einige LKW-Ladungen waren mir schon entgegen gekommen. Ich war neugierig schockiert! Die Frage “Was geht denn hier ab?” – ist in diesem Fall echt passend.

201610031741360042 Leute, in 6 Reihen hinten auf die Pritschen (Holz und wenn man Pech hat Metall) und 5 Leute in die Fahrerkabine, die für diesen Komfort den 5! fachen Preis bezahlen (normal: 2,20 Euro hoch – 1,50 Euro runter). Ich habe mich erst umgesehen ob ich irgendwo ein Ticket kaufen muss, aber man ergattert sich irgendwie einen Platz, der Lkw fährt 50 Meter und dann wird die Reihen durch abkassiert.
Ich hatte auf der ersten Fahrt Glück und habe einen Platz am Rand bekommen. Die LKWs rasen die kurvige Strecke den Berg rauf – wobei es am Anfang auch ab und zu erst mal steil runter geht. Ich konnte mich mit dem Ellenbogen am Rand festhalten, wodurch meine Fahrt hinauf etwas angenehmer wurde als für die anderen.
Ich habe am Straßenrand zweimal Leute mit Funkgeräten gesehen und ich vermute, dass die Fahrer wissen wann ihnen ein anderer LKW entgegen kommen könnte.

2016100317423100Oben angekommen läuft man erstmal eine ganze Weile an unzähligen Shops und Marktständen vorbei. Und überall stehen Mönche die Geld sammeln. Ich habe auf meiner ganzen Reise noch nie soviele Mönche an einem Ort gesehen und fast alle fragten direkt nach “Donation”.
Als Nicht-Myanmarer zahlte ich gerne meine 5 Euro Eintritt, aber 200? 300? Mönchen etwas spenden?? Irgendwann zog ich meine Sonnenbrille auf, blickte auf den Boden und hoffte, dass es bald das letzte Mönchs-Grüppchen war, dem ich begnete.

2016100317441600Der goldene Felsen ist toll – keine Frage! Es heißt, dass er das Gleichgewicht nur durch ein Haar Bhuddas hält, das im Inneren der Stupa – auf dem Felsen – liegt. Schon eine Kinderhand könnte ihn zum Abstürzen bringen.
Stimmt aber nicht 😉 ich habe gesehen, wie sich ein Mann dagegen gestemmt hat und nix ist passiert 😉
Nur Männer dürfen direkt zum Felsen hin und viele veredeln ihn dann mit weiterem teuren Blattgold. Frauen ist dieses “Privileg” untersagt. Und auch da – wo man den besten Blick auf den Felsen hätte und die besten Fotos machen könnte – ist Frauen der Zutritt verwehrt.

Ich hab mich mal wieder erst nachher “kundig” gemacht und weiß jetzt, dass dieser Felsen eine wichtige bhuddistische Pilgerstätte in Myanmar ist. Ich hatte ein Bild gesehen und irgendwie vermutet, dass es dort ruhig sei, irgendwo in der Natur…. War wohl etwas naiv.

2016100317430800Die Leute, die den Sonnenaufgang da oben wirklich sehen, starten mitten in der Nacht und laufen 4 bis 5 Stunden. Andere buchen sich eins der Zimmer in den teuren “Gipfel”-Hotels und lassen sich dann anscheinend ihr Gepäck von den weiblichen Lastenträgern vom Taxi bis ins Zimmer bringen und das ist ein sehr langer Weg!

Die Fahrt runter war entsetzlich – ich saß in der Mitte und habe blaue Flecken an den Schienbeinen, weil genau da wo die Füße eigentlich hin sollten ein zusätzliches Kanteisen im Weg war. So konnte ich mich nur mit den Zehenspitzen abstützen und knallte ständig gegen diese blöde Teil. Außerdem saß ich in der zweiten Reihe hinter dem Fahrerhaus – was dann irgendwie einer Geisterfahrt ähnelte, weil ich nichts von der Straße sah. Ich hätte ja all zu gerne in die Schreierei des kleinen Jungen vor mir mit eingestimmt – wollte mich dann aber doch – als einziger westlicher Touri – nicht so auffällig benehmen.

Nach einem schlechten Frühstück im Hotel ging es überraschend gut gelaunt weiter zu meinem Bus nach Yangon.
Meine gute Laune hielt nicht lange an…..