Ein Thema über das man nicht schreibt

2016072122544500Die Sache mit der Toilette und dem, für uns unverzichtbaren, Toilettenpapier.

Für die Förderung des Tourismus’ wäre es für diese kleine Stadt bestimmt von Vorteil wenn es sich dabei nicht um einen Artikel handeln würde – der erst bestellt werden muss.
Chia und ich hatten in der ersten Woche Glück und schon der vierte Shop versprach uns das gewünschte für den nächsten Tag zu organisieren. Okay – das war dann ein Sonntag an dem der Laden geschlossen hatte – aber wir konnten uns mit unserem Vorrat an Papiertaschentüchern “behelfen” und wir waren froh, daß wir nicht noch weitere Läden abklappern mussten um auf die hier ungewöhnliche Frage “Do you have toilet paper” eine Absage zu bekommen.
Und wie versprochen war jeder von uns am Montag stolzer Besitzer EINER Rolle Klopapier.

Aber schon diese Menge an Papier stellt hier – nach dem Benutzen – ein “Entsorgungsproblem” dar. Wohin damit? Runterspülen geht ja nicht – es gibt ja keine Spülung. Die gab es in Kambodscha, da war das gemeinschaftliche Entsorgen der Hinterlassenschaften aber wegen der dünnen Rohre verboten und deshalb stand immer ein Mülleimer mit einer Platiktüte daneben, der mehrmals täglich geleert wurde. Wurde ich dort in den Geschäften mit Plastik in aller Art und Weise überschwemmt – ist es hier ein Zufall mal eine Plastiktüte zu ergattern. Hier werden Tüten aus altem Zeitungspapier in allen möglichen Größen “geklebt”!! Eine wunderbare Recycling-Idee, wenn sie nicht gerade meinen vegetarischen Burger, den ich mir inzwischen ab und zu gönne, ohne sonst was außenrum – da rein packen!
Aber zurück zum Thema, dass ich auch intensiv mit Chia diskutiert habe. Es gibt also nicht genügend Plastiktüten um sie nach jedem “Geschäft” schön fest zu verknoten und es gibt auch keine große Mülltonne mit Deckel in die man das dann reinschmeißen könnte. Der einzige deckellose Müllsammelbehälter steht oben bei der Familie auf der Terrasse. Also kein guter Platz. Was macht man wenn man mal woanders “muss” – bei einer Essenseinladung? Da gibt es auf dem Klo gar keinen Mülleimer! Auch wenn man Papier hätte – wohin damit??? Wir haben sehr viel gelacht, verlegen gekichert und ständig nach Worten gesucht um uns, diese – nicht nur indische -Eigenart zu erklären und uns zu überlegen wie wir das in die Praxis umsetzen könnten. Also das mit der linken Hand war uns ja klar. So abstoßend wie das auf uns wirkt, wirkt es auf die Inder, dass wir für unsere “Reinigung” überhaupt kein Wasser brauchen. Trockenes Papier??

Aber wie machen die Inder das mit dem Wasser-Eimerchen ??? Und diese Frage ist echt wichtig – denn ich hatte den Laden bei meinem zweiten Einkauf und mit der dritten und vierten Rolle “leer” gekauft . Nachschub wurde angefordert.
Natürlich wären da Papiertaschentücher ein guter Ersatz, aber ihr könnt euch vorstellen wieviele es davon hier gibt, nachdem mein allerletztes kleines Päckchen schon von 4 Kindern in meiner Tasche entdeckt wurde und sie mich gefragt haben was das ist. Als ich beim Abendessen mal auf eine Chilischote gebissen habe – fing meine Nase schlagartig an zu laufen. Ich habe vergeblich nach einem “Tissue” or “Paper” gefragt.

Ich schweife schon wieder ab!
Die, für uns Europäer ungewöhnliche Haltung (von Sitzhaltung kann man da ja nicht sprechen) ist für mich nur “stabil” solange ich die Arme nach vorne ausstrecke – sobald Bewegung in die Sache kommt – wird es zu einem wahren Balanceakt. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen wo das Wasser aus den vielen Eimerchen die ich brauche, bei dieser wackeligen Angelegenheit überall landet. Naja – kurz gesagt ist irgendwie immer alles naß!
Wie machen das die Inder nur? Mir ist es bisher erspart geblieben eine Toilette bei Einladungen benutzen zu müssen und so trocknen die Wasserflecken auf meiner Kleidung – hier bei mir – immer ganz im “Geheimen”.
Der Nachschub ist inzwischen eingetroffen.

Die 1210 Millionen Inder, im Gegensatz zu den 81 Millionen Deutschen, leisten mit ihrem Verhalten einen großen Beitrag zum Umweltschutz und natürlich zur Erhaltung des Regenwalds.
Meine Suchanfrage welches Land denn den größten Toilettenpapierverbrauch hat, ergab unter den Top 10 folgende Ergebnisse: “Venezuela geht das Bier aus” dicht gefolgt von “50 % Anstieg von Antidepressiva-Verbrauch bei Kinder” Google! das schreit nach Verbesserung!