Als “Angsthase” in Rishikesh …

…bekomme ich nicht viel von den Sehenswürdigkeiten zu Gesicht (aber genug “Elend”).

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Meine Skepsis gegenüber Indien hatte ich in Barkot schnell abgelegt. Die Menschen waren freundlich, herzlich und ehrlich interessiert. In Gesprächen fielen oft die Worte “wir hier in den Bergen” oder “mountain people” mit denen sie sich von den “anderen” Indern abheben. Ich habe mich dort sicher gefühlt. Hier in Rishikesh aber nicht.

Vielleicht ist es auch der Unterschied zwischen Dorf und Stadt. Ich weiß es nicht.
Es gibt viele hartnäckige Bettler – als ich zum Bus lief, als ich im Bus saß und wieder ausstieg – sie sind überall. Die ersten Kinder, die WOLLTEN, dass ich sie fotografiere wollten danach “Money” und als ich den Ganges entlang lief umringten mich welche und riefen “Dollar, Dollar”.

Mein Hauswirt hier meinte ich sollte mir abends doch die schöne Feuer-Zeremonie am Ganges ansehen. Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen im Dunkeln alleine dahin zu gehen (so gern ich das auch sehen würde).
Die Männerblicke sind hier anders. Meine Skepsis ist voll “aufgeblüht”. Vermutlich tu’ ich der Mehrheit der Inder damit Unrecht – aber ich kann dieses Gefühl hier nicht abschütteln.

Am ersten Tag wollte ich es also “langsam angehen” lassen und mir erstmal eine Massage gönnen. Der Hauswirt hat einen “Salon” empfohlen und es so organisiert, dass mich jemand abholt und zurück bringt.
Zu meinem Pech stand nach 15 min ein Roller vor der Tür und kein Auto. Die Fahrt durch den chaotischen Verkehr war gräßlich und dauerte fast eine halbe Stunde – die Massage war so lala und auch für die Katz’ – denn nach der überstanden Rückfahrt war ich wieder total verkrampft.

Mein Hotel liegt etwa 3 km von einer sehr berühmten Hängebrücke – der Lakshman Jhula – entfernt. Man hatte mir zwar gesagt, dass es zu weit zum Laufen sei, aber ich hab mich nachmittags trotzdem zu Fuß auf den Weg gemacht – weil ich mich in kein Tuk-Tuk zwängen wollte u 3 km ja nicht die Welt sind.

Zur Zeit ist hier auch noch ein Festival zu dem viele junge orange gekleidete Inder bis zu 200 km gepilgert sind. Auf den Straßen geht es hektisch zu. Ich hätte gerne viel mehr Bilder gemacht, aber sobald ich mein Handy rausgeholt habe, blickten Umstehende nicht nur mich sondern auch mein Handy sehr interessiert an.

Ich habe gelesen, dass man aufrecht und “festen Schrittes” gehen und den indischen Männern nicht in die Augen sehen soll. Sie würden das als Aufforderung ansehen. Das ist gar nicht so einfach, denn beim normalen Laufen guckt man doch automatisch die anderen Leute an – meine Sonnenbrille hilft da aber ungemein.

Ich wartete um eine Straße zu überqueren, da grabste mich ein Inder von hinten an. Ich habe ihn mit einer schnellen Armbewegung und mit einem lauten deutschen: “Laß deine dreckigen Finger von mir” verscheucht. Mein Herz raste wie wild. Die Hängebrücke war uninteressant geworden und ich kehrte um.

Als auf dem Rückweg zum Hotel auch noch ein Inder neben mir her lief, mich nach meinem Namen fragte (was ich ignorierte) und dann sagte “Please fuck me”, war nicht nur die Hängebrücke sondern ganz Rishikesh für mich uninteressant geworden. Auch ihn schrie ich an und sah ihn, wenn ich über meine Schulter blickte, noch ne Weile hinter mir her laufen.

Ich war so froh, als ich mein Hotel erreichte und das große Tor hinter mir geschlossen wurde. Die einzigen Wege aus meinem Hotel hinaus – führen mich noch in den nächstgelegenen Shop um Cookies und Zigaretten zu kaufen und heute noch zum etwas weiter entfernten Geldautomat (Ach ne – mein Hauswirt brachte mich noch zu einem “Schönheitssalon” in dem ich die schlechteste Manicure und Pedicure meines Lebens hatte)

Ich möchte nicht ganz Indien “verurteilen”, denn ich habe hier fast 4 Wochen, ohne auch nur andeutungsweise sowas zu erleben, verbracht. In Indien gäbe es noch viele interessante Orte zu entdecken und ich würde nicht beschwören, dass ich nie wieder in dieses Land reise – nur würde ich die Städte, so gut es geht, meiden.
Und ich würde ein Zimmer oder Bett in einem Hostel buchen in dem garantiert auch noch andere Reisende wären um mich ihnen “anzuschleißen”.

Nach fast 3 Monaten “ohne” – genieße ich jetzt hier meinen Fernseher – mit ganz tollen Programmen – hier laufen den ganzen Tag coole Kino- und Spielfilme (in englisch mit englischem Untertitel). Für 60 Cent pro Essen lasse ich mich vom “Zimmer-Service” versorgen (da keine anderen Gäste im Hotel sind – säße ich da unten ja auch alleine). Es gibt nicht viel Auswahl und die Portionen sind so klein, dass ich inzwischen immer gleich 2 Gerichte bestelle – aber es ist ok so.

Mir ist keinesweg langweilig – ein bisschen rumschlampern – so ohne Plan – gefällt mir gut und morgen geht es ja auch schon wieder weiter…