„Good morning teacher“

2016070719083000
„Un jetzat e bissl in minna eigene G’heimsproch (s’wird denk ich weder schwäbisch noch badenisch werre – denn ich kann ja beides nit) 🙂 🙂 🙂
Die zwei Litt, die des Center organisiered un der Ma, der mich abgeholt hätt blicked ständig uf min Tablet und wissed inzwischen des ich a blog hab un sin natürlich neugierig. Sie lesend mit und versuchet im Netz zu überxsetze was ich hier schrieb.
Ich werd einfach hin und wieder mol a falscher buchxstab (xyz) mit i’baue wenn ich net will dass sie es verstehyn un Google dann a bissl verrückt spielt. hihi
Sie verxplanen mich für viel zu viel Ystunden – es macht mir ja Spaß, aber sie wissen glaube ich garnicht, dass ich nur ydrei bis vier arbeiten müsste (anstatt manchmol sechs) – und nur funf und kei sechs Txage pro Woch‘ – will aba abwarte wie’s wittergeht und dann zum richtige Zittpunkt ebbs sagen“

Die Kinder sind fazinierent und oft einfach zum „Klauen“!

Die kleine Schule (Usha und ihr Mann Sunil leiten sie) und das Computer Center sind zweierlei Dinge und beides privat. Die Eltern zasagedafür. Viele Lehrer an den staatlichen Schulen sind wohl nicht besonders motiviert – ein Grund dafür könnte sein, dass sie „unkündbar“ sind. Also ist es im Prinzip egal ob sie unterrichten oder nicht und viele scheinen sich, wenn sie es einmal geschafft haben „Goverment-Teacher“ zu werden, einen schönen Lenz zu machen.
Die Lehrer an den privaten Schulen verdienen viel weniger, aber die Kinder lernen an diesen Schulen wohl mehr.
Für das Computer Center müssen sie ca. 9 Euro im Monat bezahlen.

Die ersten zwei Tage habe ich mich in die Klassen gesetzt in denen Chia unterrichtet hat. Ich kam mir ein wenig verloren vor – denn ich wußte garnicht so recht was ich machen sollte. Chia hat die Kinder begeistert, die kamen aus dem Staunen garnicht mehr raus. Mit ihrer tollen Art, mit Highfive, Kinder an die Tafel schreiben lassen, kleinen Spielen hat sie den Alltag der Kinder so unterbrochen, dass sie sie garnicht mehr aus dem Klassenzimmer gehen lassen wollten.

2016070719110000

Es sind 10 Jahrgangsstufen und 10 Klassenzimmer. Die Minis im „Kindergarden“ und dann zwischen 5 bis 15 Jahre.
Erika, Chia und ich sind die ersten offiziellen Volontäre hier. Man hat irgendwie noch gar keinen Plan was wir hier genau machen sollen – alles ist etwas chaotisch. Ich stand inzwischen auch schon, wie Chia vor den Klassen und hab gefragt: Was soll ich denn unterrichten? Als Antwort kommt meistens: „teach“.

Freitag habe ich dann im Computer Center angefangen Excel zu unterrichten. Die 4 jungen Frauen sprechen sehr schlecht English und können mich kaum verstehen, aber da wir nach kurzer Zeit einen verstaubten Beamer zum Laufen bekommen haben – kann ich die Sachen ja „praktisch“ zeigen Es ist eine Geduldsprobe – denn sie beantworten meine Frage ob sie etwas verstanden haben oder nicht meistens mit einem Nicken. Es macht mir aber sehr viel Spaß!

2016070916345700

Unter den Lehrern gab/gibt (so genau weiß ich es nicht) ein paar Unystimmigkeiten bezüglich meiner Aufgaben.
Eine meinte ich müsste all meine Stunden in der Schule und gar nicht im Computer Center unterrichten. Das hat mich doch etwas verwirrt – denn das war ja eigentlich mein Beweggrund hier her zu kommen.
Ich habe also zwei Tage alle Jahrgangstufen unterrichtet.

 

Chia und ich haben mit den Lehrern inzwischen darüber diskutiert – wieviel Sinn es denn macht – Kinder, die kaum Englisch verstehen in Computer-Theorie zu unterrichten.
Ich bin der Meinung, dass das die Lehrer hier viel besser und effektiver in Hindi können. Die Schüler freuen sich zwar total wenn ich in die Klasse komme und sie können RAM, ROM, CPU buchstabieren, aber bei diesen Kinder kann ich nichts „bewegen“ weil sie überhaupt nicht verstehen was ich sage.
Ich habe die Computer Theory inzwischen an den Nagel gehängt und erzähle über Deutschland, zeige Euros, male auf wo ich wohne. In der Klasse mit den kleinsten habe ich eine ganze Stunde mit einer Abstimmung darüber verbracht ob ich den nun Englisch oder Computer unterrichten soll und dann versucht das Ergebnis „addieren“ zu lassen. hihi
8 + 7 = 87 🙂 aber wir haben das richtige Ergebnis miteinander erarbeitet indem ich zu den 8 immer wieder einen dazugesetzt habe und wir jedesmal zusammen schön laut „nachgezählt“ haben.

Die älteren sind eher an Traditionen oder meinem Tablet mit der Bluethout-Tastatur interessiert. Ich habe über unser Duales (Lern) System, Ausbildungen, Gleitzeit, Plastik-Flaschen-Recycling gesprochen und natürlich Schwarzwald-Mädels mit roten Bollenhüten gezeigt (ich hoffe sehr, dass sie verstanden haben, dass nicht alle Deutschen diese Hüte ständig tragen).
Jetzt habe ich noch mein Kindle-Ebook, einen Reisesteckeradapter und meine Lumix-Karmera und berühmte deutsche Marken in „Petto“ (schreibt man das so?) aber dann gehen mir die Themen aus.

Was alle immer und immer wieder wollen ist Bilder ansehen und Bilder machen – damit könnte/n ich/sie den ganzen Tag verbringen.

Sie sind für alles dankbar. Sie sitzen teilweise zu dritt ganz eng zusammen auf diesen kleinen Holzbänken, haben wenn überhaupt nur einen Stift und zerfledderte Hefte. Die zwei Tage, die ich Chia zusehen konnte haben mir sehr geholfen und ich hab mir davon etwas „abgeguckt“. Ich vesuche ein wenig Hindi zu sprechen und dann strahlen alle über beide Ohren. Ich lache und lobe viel.

Oft stehen andere Lehrer vor dem Klassenzimmer und beobachten mich. Manchmal ist ein Lehrer mit in der Klasse der übersetzt. Ich habe jetzt schon dreimal erlebt, das ein Kind bestraft wurde. Eins hat etwas was ich an die Tafel geschrieben habe falsch abgeschrieben und zwei hatten das Buch nicht dabei aus dem wir gelesen haben. Eine Ohrfeige und 2 Schläge auf die Arme mit einem Stock. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich damit umgehen soll.
Ich weiß, dass ich vor der Klasse nichts dazu sagen kann. Es ist eine andere Kultur – ja – aber ich werde den Lehrer bitten, sowas – solange ich die Klasse unterrichte zu unterlassen. Mal sehen wie er reagiert – aber ich kann da nicht tatenlos zusehen.

Die Kinder hier sind „anders“. Ich wusste garnicht wie mir geschieht, als mir auf der Straße ein Schüler begegnete, sich verbeugte, mit der Hand eine Berührung meiner Füße andeutete und die Hand dann zum Herz führte. So erweisen sie mir Respekt 😉 Ich hab noch nicht raus bekommen in welchen Situationen sie es tun – aber es passiert echt oft – auch bei Teenagern die mir gerade irgendwo vorgestellt werden – oder auch Kinder, die ich gar nicht kenne.

2016070719121400

Zum Abschied von Chia haben zwei Klassen Tänze aufgeführt. Wir mussten lange warten weil der Strom mal wieder ausgefallen war und es deshalb keine Musik gab. Ich war kurz vorm Hitzekoller als es losging. Sie hatten ein Klassenzimmer leergeräumt. In dem engen Raum mit dem Wellbechdach, den Wellbechwänden war es heiß wie in einer Sauna – jetzt ist Regenzeit! ohje wie heiß ist es im Sommer nur da drin.

Chia ist inzwischen abgereist und hat eine große Lücke hinterlassen. Bei den Kindern, bei dieser lieben Familie hier und auch bei mir. Ich habe sie in dieser kurzen Zeit richtig lieb gewonnen und ich vermisse sie.
Wir haben über Whats app (wenn möglich) Kontakt und sie will mir bald noch ein paar Ideen für Unterrichtsthemen, Spiele und vielleicht englische Kinderlieder schicken. Ich kenne ja nicht mal deutsche Kinderlieder!
Ich habe hier schon gesungen und wer mich kennt weiß, dass ich schrecklich falsch singe, aber wenn ich hier anfange werden schlagartig alle mucksmäuschen still und hören ganz gebannt zu. Das ich „Alle meine Vögel sind schon da“ mit „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ vermische – fällt genauso wenig auf wie ein Lied, an das ich mich errinnere, dass aber französch und nicht deutsch ist.

Falls Ihr Ideen habt!? Bitte her damit. Einfache Kinderspiele? Einfach englische Songs bei denen die Kinder ein paar neue Wörter lernen und dazu Bewegungen machen müssen??? Ich bin für jede Unterstützung dankbar.

Die letzten Tage unterrichte ich jetzt von 9-11 im Computer-Center und dann noch bis 13:10  in der Schule. Abends ist eine „angehende“ Webdesignerin im Center, die sich freut wenn ich da bin und der ich schon gute Tipps geben konnte. Ein weiterer Webdesigner hat meine Hilfe abgelehnt – ich muss sagen: Pech für ihn! Ein Blick auf seinem Code reichte um zu sehen, dass er keine Ahnung hat und bald verzweifeln wird!

… aber zu den „Webdesignern“ später mal mehr