Taifun Warnung

Der herannahende Taifun hat vorgestern seine Richtung etwas geändert und wird Tokio nur mit seinen Ausläufern treffen. Die letzten Tage sah der Himmel oft so aus, als gäbe es gleich einen Wolkenbruch – aber es fiel kein Tropfen Regen. Heute ist der Sturm Tokio am nächsten und morgen soll er aufs Meer abdrehen. JE arbeitet heute wieder und auf meinem Plan stand das – heute ganz sicher geöffnete 😉  –  Museum. Jedoch hat mir JE aufgrund des Sturms  eindringlich davon abgeraten so nah ans Meer und zudem noch auf eine Insel zu fahren. Ich muss zugeben, dass ich ein paar Minütchen gedacht habe: ach so schlimm wird’s schon nicht werden. Als YA dann morgens den Notfallbehälter mit 20 Liter Wasser gefüllt hat und auch die „Metall-Schiebe-Schotten“ – zum Schutz vor herumfliegenden Gegenständen – vor alle Fenster gezogen wurden, stellte ich mir dann doch die Frage: Ist das Museum soo wichtig? Natürlich nicht. Da befolge ich dann doch lieber JE’s Rat.

Also auf in den Nachbarort zum rumbummeln in einer Shopping Mall. Kaum dort angekommen, schickte mir JE eine Nachricht, ich solle mir doch mal den Shinkansen Hochgeschwindigkeitszug (natürlich nur von außen) ansehen. Als mir die Strecke auf Google Maps angezeigt wurde…,.(etwa 20 min entfernt) kam Mister Google auf die unverschämte Idee, mir „zuvor gesuchte Orte“ in der Nähe anzuzeigen :))) Upps, was ist vom Shinkansen Bahnhof nur 15 Minuten entfernt? Die Pyramiden! 🙂 Diesem Hinweis konnte ich einfach nicht widerstehen. Wer weiß wann ich nochmal die Gelegenheit bekomme!? Millisekunden-lang überlegt: Ist es den Eintritt von 24 Euro nochmal wert? Ja! ohne mit der Wimper zu zucken.

Der Shinkansen ist bestimmt ein toller Zug, er fährt bis zu 320 Stundenkilometer, ich hab mir 3 davon angeschaut. Das ist bestimmt was für Eisenbahn- Begeisterte, zu dieser „Gattung“ gehöre ich aber nicht 😉

Weiter geht’s! Vorfreude pur. Gestern war das alles so neu und mega aufregend. Jetzt nochmal und gleich von Anfang an genießen. Das Gebäude ist total unscheinbar und der Eingang liegt versteckt. Die erste kleine Werbung sieht man am Aufzug. Das ist unter den Touris noch nicht bekannt und auch gestern waren nur Japaner da. Die am Tresen hat mich gleich wiedererkannt und hat das lange Sicherheitsunterweisung-Formular gleich für mich ausgefüllt. Ich hab Glück, dass ich erst 60 bin – ab 70 kommt man da nicht mehr rein. Auch das Anpassen der VR Brille ging ruckzuck und genauso ruckzuck ist der Mensch vor mir verschwunden –  ab da ist man mittendrin in der Virtual Reality.

Wände oder Hindernisse denen man zu nahe kommt werden mit einem roten Raster angezeigt. Andere Menschen (nur) in der Nähe sind halbdurchsichtige Lichtgestalten, die zusätzlich – beim noch näher kommen – ein roter Ring umgibt, damit man auf ausreichend Abstand bleiben kann. Mit einem blauen Rahmen auf dem Boden wird der Bereich angezeigt auf den man zulaufen soll. Und schon kommt Mona (ein Avantar)  angerannt – meine Reiseführern – und stellt sich vor. Sie hat eine VIP Tour organisiert, die kurz vor Morgengrauen startet. Ich stehe in einem Beduinen Zelt. Teppiche sind auf dem unebenen Boden ausgelegt, Öllampen brennen. Draußen sieht man weit weg die Stadt.

Wir gehen um das Zelt herum und stehen am Fuß der Pyramide. Gigantisch. Oben der Sternenhimmel. Auf der Straße hinter mir fährt ein Bus vorbei. Ich trete auf eine Plattform und wir schweben langsam nach oben. Meine Beine fangen an zu wackeln. Mona zeigt mir wie die Pyramide vor 4000 Jahren ausgesehen hat, sie strahlt jetzt in weiß und es geht schneller höher hinauf zu einem geheimen Eingang. Die Plattform dockt an, ich stolper nach hinten, mein Kopf begreift nicht, dass sich da ja gar nichts bewegt.

Wir betreten die Pyramide durch einen engen niedrigen Gang, ich ziehe automatisch den Kopf ein und lege die Arme eng an den Körper um die Felswände nicht zu streifen. Wenn die Welt um mich herum dunkel wird muss ich immer kurz stehen bleiben. Ich stehe nun außen auf der Pyramide, es ist inzwischen hell geworden, Kairo liegt in einem leichten Nebel vor mir. Aus mehreren Felsblöcken bildet sich vor meinen Augen eine neue Plattform auf die ich steigen soll, aber die Kanten der Blöcke sind nicht bündig – und mein Kopf signalisiert sofort: Gefahr! Mit viel Überwindung mache ich die nächsten Schritte sehr zaghaft, wir schweben hoch bis zur Spitze der Pyramide und ich bin beim rübergehen, froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. (Haha) WOW! Dieser Rundumblick, dort sind auch die anderen zwei Pyramiden – wie schön! Und Mona erklärt und erzählt, welche für wen gebaut wurde und ich sehe die Vögel am Himmel und zu meinem Füßen die, in den Fels gekrazten Inschriften von Besuchern, als man die Pyramide noch (tatsächlich) besteigen durfte. Dann verschwindet Kairo plötzlich und Mona zeigt mir wie es hier vor 4000 Jahren hier aussah.

So – wenn ich jetzt nicht aufhöre zu schreiben, komme ich viel zu spät ins Bett 😉 Das war jetzt ein kleiner Ausschnitt von diesem tollen Erlebnis. Ich war dann auch noch ein Riese, so dass es nur ein Schritt zur Shhinx rüber war, bin mit einem Schiff  durch die Luft und auf  dem Nil gefahren und bei der Beisetzung des Pharaos war ich auch dabei 😉